|
|||||||||||||||||||
Eisen im Volksglauben und VolksmedizinDie Magie des Eisens und des Schmiedes Im Laufe der Zeit spielte Eisen eine besondere Rolle im Volksglauben und Volksmedizin. Man glaubte, Eisen hätte magische und heilende Kräfte. Auch der Schmied war früher im Volksglauben von Magie und Geheimnis umgeben. Er stand immerhin in Kontakt mit dem magischen Eisen.
Eisen galt als eine gute Abwehr gegen verschiedene Arten von Magie. Es sollte vor Hexen und dem Teufel schützen. Im Laufe der Zeit und in verschiedenen Regionen wurde Eisen in unterschiedlichen Weisen zu diesem Zweck verwendet. Aber im Grunde waren diese Anwendungen alle gleich. Man stellte in bestimmten Regionen ein Stück Eisen unter der Türschwelle oder hinter der Tür. Auch legte man es unter das Bett der Hebammen oder in die Wiege von neugeborenen Kindern. Dies wurde immer als Schutz vor Unglück und vor dem Bösen getan. Krankheiten, Unglück und böse Elemente sollten vor der Tür bleiben! Und oft waren es diese bösen Elemente wie Dämonen, Hexen und der Teufel selbst, die Krankheiten und Unheil unter die Menschen brachten. Könnte man sie vor der Tür anhalten dann war man schon ziemlich weit. Aber wollte man auch Schutz außerhalb des Hauses haben, dann trug man ein Stück Eisen auf dem Körper.
Aber das Böse war ein Meister der Tarnung. So glaubte man, daß Hexen sich in Tiere verwandeln konnten. Berührte man ein solches Tier mit einem Stück Eisen dann verwandelte es sich wieder in die Hexe. Und außerdem wären Wirbelstürme nichts anderes als ein Ball der Hexen. Würfe man ein Stück Eisen in solch einen Wirbelwind, dann würde er nachlassen, weil das Eisen die Hexen verwunden sollte. Und wenn man ein Stück Eisen beim Buttern zur Milch hinzufügte, dann könnten die Hexen den Prozeß nicht gefährden.
Das böse Auge Man verwendete Eisen auch als Schutzmittel gegen das böse Auge. Zum Beispiel Hexen hätten dieses böse Auge. Damit könnten sie unschuldige Menschen krank machen, Unglück bringen oder sie sogar töten. Wenn man vermutete, jemand hätte das böse Auge, könnte man zum Schutz ein Stück Eisen festgreifen oder in der Hand halten. In manchen Regionen trug man ein Ring aus Eisen. Das war einfach, denn man hatte so 24/7 Schutz! Auch Kühe oder Pferde ließ man zu diesem Zweck ein Stück Eisen oder einen eisernen Ring um den Hals tragen. Und in manchen Regionen hing man einen eisernen Kessel oder eine eiserne Pfanne in der Nähe auf.
Nägel spielten (und spielen) eine besondere Rolle Nägel aus Eisen waren oft wichtig bei der Magie, Heilung und Verzauberung. Man hämmerte sie in Bäume um Krankheiten zu heilen. Aber man hämmerte sie auch zu anderen Zwecken in Bäume, zum Beispiel um jemanden zu verzaubern.
Der Ursprung bestimmter Nägel oder geschmiedeter Nägel könnte ihre magische Kraft vergrößern. Hatte man einen Nagel der benutzt war um jemanden ans Kreuz zu nageln, dann würde man etwas sehr kräftiges besitzen. Im Mittelalter und auch noch danach wurde in manchen Gegenden ein Nagel in das Grab eines Toten geschlagen, um zu verhindern, daß dieser wieder zum Leben erwachte und zu einem Untoten wurde, der den Menschen allerlei Schaden zufügen konnte. Als Amulett für das Leben nach dem Tod wurde den Verstorbenen auch ein Nagel auf die Brust gelegt. Aber auch Nägel aus einem verfallenen Sarg wären ein ausgezeichnetes Abwehrmittel gegen das Böse und anderes Unheil. Man glaubte, daß diese Nägel magische Kräfte besaßen, da sie mit der Welt der Toten in Kontakt waren. Man hämmerte sie zum Beispiel in die Stallbalken um die Tiere zu beschützen. Aber auch wenn sie in den Futtertrog der Nutztiere gehämmert wurden, hätten sie eine schützende Wirkung. Wenn man jemanden mit dem bösen Auge mit einem solchen Nagel berührte, könnte dieser nicht mehr gefährlich sein. Rostiges Eisenpulver aus Nägeln aus morschen Särgen wurde im ländlichen Deutschland bis weit ins 20. Jahrhundert hinein den Speisen und Getränken von Kranken beigemischt, da es Heilung bewirken konnte. Und schon in der Römerzeit hieß es, Nägel aus dem Grab, die man in die Türschwelle hämmerte, könnten die Bewohner davon abhalten, im Schlaf Unsinn zu reden. Ebenfalls aus der Römerzeit stammt die Verwendung von Nägeln zum Durchbohren von Fluchtafeln, wodurch die schädliche Wirkung der Zauber auf diesen Tafeln verstärkt wurde. Bei Fluchtafeln handelt es sich in der Regel um dünne Bleiplatten, worin Texte graviert worden sind, mit der Absicht, jemanden zu verfluchen.
Aus der
Archäologie ist zudem der Brauch bekannt, in der keltischen
Welt Nägel in Schädel zu schlagen, die dann zur
Abschreckung „ausgestellt“ wurden. Dieser Brauch
ist auch aus den letzten Jahrhunderten bekannt. Allerdings wurden
Nägel nicht nur in menschliche Schädel getrieben.
Auch Funde von Nägeln bei Tieren und Tierschädeln
sind bekannt. So besitzt das Museum des Saarländischen
Aberglaubens in Rubenheim (Deutschland) beispielsweise einen
Dachsschädel, wodurch ein Nagel geschlagen wurde. Dieser
Schädel wurde in einem Dachbalken eines alten Hauses gefunden,
wo er zur Abwehr des Bösen gestellt worden war.
Nagelbäume Bäume worin man für die obengenannten Zwecke Nägel hämmerte, nennen wir Nagelbäume. In den Niederlanden gab es nur einige davon. Heute gibt es nur noch einen in Yde in der Provinz Drenthe. In Belgien gab es viel mehr solcher Bäume. Aber auch hier sind nur noch wenige solcher Bäume übriggeblieben.
Die
umgedrehte Welt
Aber in bestimmten Zeiten sah es in bestimmten Regionen aus wie die umgedrehte Welt. Altes Eisen ins Haus bringen, brachte Elend. Und das Pflügen konnte man besser mit hölzernen Pflugschare machen, denn eiserne Pflugscharen könnten für Mißernten sorgen. Und wenn man am Karfreitag ein Stück Eisen auf den Boden fallen ließ, bedeutete das Unglück für den ganzen Tag. Aber eines ist sicher. Ob Eisen nun Schutz gegen das Böse bot oder gerade die Ursache aller Elend war: es hatte eine starke magische Wirkung.
Hämatit
Hämatit – auch Blutstein genannt – besteht zum größten Teil aus Eisen. Die Farbe ist normalerweise schwarz bis glänzend schwarz, die Verwitterungsfarbe ist jedoch rot bis rotbraun. Auch seine Strichfarbe ist rot bis rotbraun. Es ist diese rote bis rotbraune Farbe, die dem Mineral aufgrund seiner farblichen Ähnlichkeit mit Blut eine Rolle im Volksglauben und in der Volksmedizin verleiht. Die rote Farbe des Blutes ist auf das Eisen im Hämoglobin der roten Blutkörperchen zurückzuführen. Da Hämatit eine rote Farbe hat, genau wie Blut, wurde es in der Vergangenheit verwendet, um Blutungen zu stillen. Daher wurde es auch gegen Blutungen während der Geburt gebraucht. In der Römerzeit wurde es auch bei blutunterlaufenen Augen verwendet. Und es gab sogar eine Zeit, in der das Blut verwundeter oder toter Gladiatoren als Getränk verschrieben wurde… … Literatur Für diesen Artikel über Eisen im Volksglauben und Volksmedizin haben wir teilweise die folgende Literatur benutzt. • Das große Handbuch des Aberglaubens erschien 2007 bei Tosa Verlag in Wien (Österreich). Es ist eine Publikation von Ulrike Müller-Kaspar. • Die Geschichte des Aberglaubens aller Zeiten und Völker von S. Seligmann erschien 2012 beim Sarastro Verlag in Paderborn. • Die Encyclopedia of Superstitions wurde von Edward und Mona Radford geschrieben. Im Laufe der Zeit sind verschiedene Ausgaben bei verschiedenen Verlagen erschienen. Rezente Ausgaben wurden durch die Philosophical Library und die Open Road Media in New York veröffentlicht. Die Originalausgabe erschien 1947. • Von Amulett bis Zaubernagel von Korana Deppmeyer ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift Archäologie in Deutschland, die 2022 bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt erschien. Text: Jan Weertz |
|||||||||||||||||||
© De Belemniet |