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Cap Blanc-Nez an der Küste des Ärmelkanals in FrankreichDie Umgebung von Cap Blanc-Nez und Escalles an der Côte d'Opale im nordwestlichen Küstengebiet Frankreichs ist bei Fossiliensuchern sehr geliebt, weil es da interessante Funde gibt. Dieses Küstengebiet im Departement Pasrr-de-Calais ist aber mehr als nur eine Fundstätte von Fossilien. Was an der Küste gleich auffällt, sind die weißen Felsen (Klippen) aus Kalkstein der Oberkreide (Cenomanium und Turonium) die hier auf den Ablagerungen mit ihren vielen Fossilien aus der Unterkreide (Albium) liegen. Der höchste Punkt der Kalksteinfelsen ist das 134 Meter über dem Meeresspiegel ausragende Cap Blanc-Nez. Bei klarem Wetter kann man von diesen französischen Kalksteinfelsen ihren Gegenstück in 28 Kilometer Entfernung auf der anderen Seite des Ärmelkanals sehen: die weißen Kreidefelsen von Dover.
Bevor man zum Strand hinuntergeht, ist es empfehlenswert sich nach den Gezeiten von Escalles zu erkundigen weil die Höhe des Wassers zwischen Ebbe und Flut mehr als sechs Meter sein kann! Wenn es Flut wird, riskiert man vom Wasser überrascht zu werden und das ist lebensgefährlich. Auf dem Weg zum Strand machen Warnschilde uns auf die Gezeiten aufmerksam. Wer gut vorbereitet sein will, kann mit einer Suchmachine im Internet mit den Stichwörtern 'basse mer et pleine mer Escalles' die richtige Information über die Gezeiten auf französischen Webseiten finden.
Am Strand sehen wir am Fuß der Kalksteinfelsen sofort gut gerundete grauschwarze und weiße Steine liegen. Es geht hier um Feuerstein und Kalkstein. Der Feuerstein befindet sich in Schichten im Kalkstein. Durch die Erosion fallen die Feuersteine und Stücke Kalkstein aus dem Fels herunter. Bei Flut werden sie dann in der Brandung hin und her geschleudert. Dabei prallen sie gegeneinander und werden sie gerundet. Kalkstein ist viel weicher als Feuerstein. Die gerundeten Kalksteinen werden dann auch bald ganz verpulvert.
Zwischen den gerundeten Feuersteinen und Kalksteinen können auch andere interessante Sachen sowie Markasit liegen. Dieses Mineral stammt aus den Kalksteinablagerungen. Markasit (*) ist ein Eisensulfid (FeS2) das in einer sauerstoffarmen Umgebung gebildet wird. Was auffällt, sind das hohe Gewicht und die braune Außenseite der Funde. Auf frischen Bruchflächen sieht das Mineral bleich silbergelb aus. Neben Markasit finden wir auch Brocken Torf am Strand. Diese Brocken sind meistens gerundet. Sie stammen aus Quartären Ablagerungen weiter entfernt entlang der Küste.
Mit Rücksicht auf herabfallendem Gestein ist es zu empfehlen, die Felsen nicht zu dicht zu nähern. Aber von einiger Entfernung gibt es auch genug zu sehen. An einigen Stellen sehen wir kleine Schuttkegel. Dieses heruntergefallenes Gestein zeigt uns, daß die Erosion immer weiter geht. Die Felsen werden also im Laufe der Zeit immer weiter landeinwärts zurücktreten. Ungefähr auf Augenhöhe und etwas höher sehen wir Wasser, das aus dem Felswand kommt. Es geht hier um Grundwasser, das durch die Anwesenheit von undurchlässigen Schichten nicht weiter in die Tiefe wegsickern kann. Es folgt darum der Oberseite einer undurchlässigen Schicht bis es letzten Endes beim Felswand kommt und wie eine kleine Wasserfalle herunterstürzt oder - manchmal - aus dem Felswand spritzt. An der Unterseite der Klippe sehen wir an einigen Stellen wie das Gestein gefaltet ist. Diese Faltung ist entstanden während der Alpidischen Orogenese im Tertiär.
Wenn wir uns von dem Felswand entfernen, kommt ein Sandstrand statt der gerundeten Feuersteine und Kalksteine. Auf diesem Sandstrand sind ausgedehnte Strecken mit Rippelmarken zu sehen. Der Wind ließ das untiefe Wasser wirbeln und dadurch entstanden diese Rippelmarken. Solche Rippelmarken können behalten bleiben und im Laufe der geologischen Geschichte versteinern. Wir finden solche versteinerten (fossilen) Rippelmarken zum Beispiel in Ablagerungen des Devons in der Eifel in Deutschland.
Auf der Grenze von Strand
und Meer finden wir auch Überreste von Wasserpflanzen und
Tieren aus dem Meer. Das ist dasselbe wie es auch vor millionen Jahren
in der geologischen Geschichte geschah. Darum finden wir auch Fossilien
von Meerestieren und Meerespflanzen in versteinerten
Küstenablagerungen.
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Markasit hat dieselbe chemische Formel wie Pyrit (FeS2). Die beiden
Mineralien haben jedoch eine andere Kristallstruktur. Funde von Cap
Blanc Nez werden in Publikationen und anderen Beschreibungen manchmal
als Markasit und manchmal als Pyrit beschrieben. Offensichtlich ist es
nicht immer einfach, einen Unterschied zu machen. In dem Artikel (in
niederländischer Sprache) ‘IJzersulfiden van de Boulonnais:
pyriet of markasiet?’, der in GEA, vol. 16, Nummer 1 erschien,
geht drs. E.A.J. Burke hierauf näher ein.
(Die Erreichbarkeit der Orte kann sich im Laufe der
Zeit ändern.)Text: Jan Weertz Fotos: Jan und Els Weertz |
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