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Geologie des DollartsDer Dollart liegt im Grenzgebiet zwischen der Niederlande (Provinz Groningen) und Deutschland (Bundesland Niedersachsen). Er ist ein Übergangsgebiet von Meer nach Land wo wir uns die Kennzeichnen eines Gezeitengebiets und verschiedene Erosions- und Sedimentationsphänomene gut anschauen können.
Die Entstehungsgeschichte Für die Geschichte des Dollarts gehen wir in die Zeit zurück zum Holozän. Damals wurde das Klima milder und der Meeresspiegel stieg, weil das Landeis schmolz. Durch die Steigung des Meeresspiegels stieg auch der Grundwasserpegel. Dadurch wurde das Küstengebiet nässer und konnte Torfbildung stattfinden. Der größste Teil des heutigen Dollarts und seine Umgebung war damals Torfmoor. Es gab da in der Römerzeit schon Bewohnung. Das Meer bildete um den Anfang unserer Zeitrechnung aber immer mehr eine Bedrohung. Dadurch wurden die Menschen gezwungen Terpen zu bauen. Diese Terpen mußten immer höher werden. Um das 8. Jahrhundert hat man um die Terpen herum und die naheliegenden Äcker mit dem Bau von Deichen angefangen. Später wurde dieses Deichensystem erweitert. Ab das 14. Jahrhundert gab es katastrophale Überflutungen, wobei das Meer das Torfmoor überflutete und der Dollart entstand. So gab es die Marcellusflut (oder Große Mandrenke) aus dem Jahr 1363 wobei mehr als 63.000 Hektar Land verloren gingen und die Cosmas- und Damianflut aus dem Jahr 1509 wobei der Dollart seine größte Ausdehnung bekam. Der Dollart war damals ziemlich größer aus heute. Während der Entstehung des Dollarts sind mehrere Siedlungen und Klöster durch das Wasser verschlungen. Andere Siedlungen wurden rechtzeitig nach höheren Gebieten umgezogen. Die durch das Meer überfluteten Gebiete verlandeten aber wieder schnell. Dadurch konnte man im 16. Jahrhundert wieder das verlorengegange Gebiet einpoldern. Später gab es neue Einpolderunge,n wodurch die Größe des Dollarts im 19. Jahrhundert nur noch 1/3 der Größe aus dem 16. Jahrhundert war. Heutzutage ist der Dollart ungefähr 100 km2 groß. Er streckt sich von der Mündung der Ems in Deutschland bis an den Punt van Reide in der Niederlande aus.
Geologische Aspekte Der Dollart können wir als ein Ästuar sehen. Es ist ein Meeresarm, der tief ins Land eindringt und der bei der Mündung der Ems beginnt. Er kennt Ebbe und Flut und es gibt hier Brackwasser. Bei Ebbe sehen wir hier Rinnen und trockenfallende Ebenen, die Schlicke. Dadurch gibt es Ähnlichkeiten mit der Wattenküste. Am Rande des Festlands gibt es weiter Schorren. Die Schlicke und Schorren sind typische Phänomene des Anschwemmungsgebiets, was der Dollart eigentlich ist. Durch die Abwechslung von Ebbe und Flut findet Sedimentation statt. Wenn es Flut wird, laufen die Schlicke unter Wasser. Bei Ebbe bleibt dann immer wieder etwas neuer Schlick auf den trockenfallenden Schlicken liegen, wodurch diese wachsen. An einem bestimmten Zeitpunkt laufen sie dann mit dem Flut an der Landseite nicht mehr unter Wasser. Salzpflanzen (Halophyten), wie Seegras und Salz-Schlickgras können hier jetzt wachsen. Mit ihren Wurzeln halten sie den Schlick fest wodurch die Schlicke in eine permanent trockenliegende Schorre übergehen. Hierdurch kann der Pflanzenwachstum überflüssiger werden, denn die Schorren überfluten nur noch bei sehr hohem Wasser oder bei Sturm. Viele Schorren sind im Laufe der Zeit eingepoldert. Vor dem Deich konnte sich der Sedimentationsprozeß wiederholen, wodurch immer wieder neue Einpolderungen stattfinden konnten. So wurde der Dollart immer kleiner und lag immer mehr Land hinter dem Deich.
Drei interessante Orte Die hier genannten Prozesse können wir an drei Orten am Rande des Dollarts etwas näher betrachten: 1) bei der ehemaligen Bohrplattform Dyksterhusen in Deutschland, 2) bei der 'Kiekkaaste' bei Nieuwe Statenzijl, und 3) bei der Reiderhoeve in Termunten. Die ehemalige Bohrplattform Dyksterhusen Bei dieser Plattform wurden während der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Probebohrungen nach Erdgas durchgeführt. Man hat hier einen guten Blick auf den Dollart. Sowohl während Ebbe als Flut sind hier interessante Phänomene zu sehen. Bei Ebbe fällt das Schlick an der Küste langsam trocken. Durch kleine, untiefe Rinnen wird das Wasser nach tieferen Teilen des Dollarts, die noch unter Wasser stehen, abgeführt. Auch hier an der Küste ist die abrupte Grenze zwischen Schlick und Schorre gut zu sehen. Diese wird durch eine steile Erosionskante gebildet. Nahrungssuchende Vögel zeigen uns, daß es hier im Schlick viel tierisches Leben gibt. Manchmal sehen wir Rippelmarken im Schlick und hier und da ragen Holzreste aus dem Boden. Mit diesen Phänomenen kann der Dollart uns eine Idee geben, wie der Lebensbereich eines Watts in der entfernten geologischen Vergangenheit ausgesehen hat. Denke dabei an die versteinerten , die Millionen Jahren alt sind, Pflanzenreste und fossile Beweise von Tierleben, die wir in Felsen in zum Beispiel Deutschland zurückfinden können.
Die 'Kiekkaaste' bei Nieuwe Statenzijl Das Naturschutzgebiet bei der Kiekkaaste liegt auf der niederländischen Seite des Dollarts bei Nieuwe Statenzijl bei den Schleusen in der Westerwoldsche Aa. Hier sehen wir das Schorren nicht nur Pioniervegetation haben können, die das langsam trockenfallendes Land erobert. Auch eine überflüssige Vegetation von Schilfrohr ist möglich. Über einem Bretterboden kann man zwischen Schilfrohr und über Prielen zur Observationshütte 'Kiekkaaste' laufen. Zwischen dem Schilfrohr ist der Boden naß und schlammig. Hier gibt es eine typische Übergang zwischen Wasser und Land, wo noch immer Sediment zugeführt wird das zwischen dem Schilfrohr festgehalten wird. Der Bretterboden ist aber nicht überall und nicht immer gleichermaßen zuverlässig oder gangbar. Bei Flut und hartem Wind aus dem Norden und Nordwesten kann er eben mehr als anderthalb Meter überflutet werden. Bevor man die Kiekkaste besucht, empfehlen wir, sich nach den Gezeiten zu erkundigen. Von der Observationshütte hat man ein gutes Gesammtbild von den Schorren, Schlicken und Prielen, die das Gezeitengebiet bilden. Das dynamische Gezeitengebiet kann man am besten bei verschiedenen Wasserständen beobachten.
Bei der Reiderhoeve in Termunten Die Reiderhoeve liegt nicht weit von Punt van Reide, einer Landzunge östlich von Termunten. Vom Parkplatz in der Nähe des Besucherzentrums Reidehoeve führt eine Treppe zum Deich. Dort kann man eine Verschiedenheit an Phänomenen sehen die zum Gezeitengebiet des Dollarts gehören. Das Wasser wird hier durch das Pumpwerk 'Fiemel' zur Außenseite des Deichs abgeführt. Bei Flut sieht man nicht davob, aber bei Ebbe ist die Entwässerungsrinne dieses Wassers im Schlick sichtbar. Obwohl diese Rinne ihre Entstehung einer nicht-natürlichen Entwässerung aus dem Polder dankt, gibt sie uns eine gute Idee von der Lage im Schlick die man anders nicht so einfach sehen kann. Rechts im Gebiet sind die Schorren mit steilen Erosionskanten zu sehen und hat man eine Aussicht über Punt van Reide.
Dieser Text über der Dollart ist eine teilweise geänderte und verkürzte Version vom Artikel (De Dollard), den wir im niederländischen geologischen Magazin Grondboor & Hamer, Jahrgang 64, Nummer 6 - 2010 publizierten. Das Artikel in Grondboor & Hamer enthält eine umfassendere Beschreibung der einzelnen Standorte. Bei der Beschreibung der Standorte geht es um die Situation 2010. Standorte und Situationen können sich im Laufe der Zeit ändern. Bitte betrachten Sie die Daten über die Standorte dann als Anweisungen, die sich vielleiht geändert haben. Bestimmen Sie vorher nach Maßgabe von Karten ob die beschriebene Situation mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Übersichtskarten: Jan Weertz |
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