|







|
Travertin oder Kalktuff?
Es
ist nicht so einfach eine gute Umschreibung von Travertin zu geben.
Wenn man in der Fachliteratur nach Travertin sucht, findet man
für dasselbe Gestein oft noch andere Namen wie Kalktuff,
Quellkalk und Bachtuff. Manchmal werden Synonyme in demselben Artikel
einfach nebeneinander genannt. In jedem Fall haben wir mit
niedergeschlagenem Süßwassercarbonat zu tun. Trotz
aller Verwirrung mit Namen und trotz aller doppelten Ernennungen die in
Publikationen gebraucht werden, ist es möglich eine
Zweiteilung zu machen:
Travertin
Travertin
ist Kalkstein der entsteht wenn Calciumcarbonat (Kalk)
niederschlägt (sedimentiert) aus Wasser von heißen
Quellen das mit Kalk übersättigt ist. Wenn das
übersättigte Wasser an die Oberfläche kommt,
entgast das Kohlendioxid (CO2) im Wasser wonach Kalkablagerung
stattfindet. Diese Kalkablagerung kann weitergehen bis das im Wasser
anwesende Kohlendioxid im Gleichgewicht mit dem Kohlendioxid der
umgebenden Luft ist. Im Travertin sieht man oft eine feine Schichtung.
Obwohl Travertin größtenteils weiß ist,
können die einzelnen Schichten anders gefärbt sein.
Verschmutzungen durch Eisenoxiden sind oft verantwortlich für
eine gelbe, braune oder rote Färbung. Auch sehen wir zerstreut
im Gestein kleine Löcher.
Kalktuff
Kalktuff
ist Kalkstein der entsteht wenn Calciumcarbonat (Kalk)
niederschlägt aus Wasser das mit Kalk
übersättigt ist. Dieses Mal haben wir aber mit kaltem
Wasser zu tun. Der Niederschlag (die Sedimentation) geschieht wenn das
Quellwasser an die Oberfläche kommt oder an Stellen wo es
Wasserfälle in Bäche oder Flüsse gibt.
Kalktuff wird umschrieben als eine weiche Erscheinungsform von
Travertin. Es ist ein poröses Kalkgestein das schwammartig
aussieht. Oft sehen wir im Kalktuff kleine Hohlräume von
Zweigen oder Abdrücken von Blättern. Das
ursprüngliche pflanzliche Material um den der Kalk abgelagert
ist, ist im Laufe der Zeit verrottet. Auch Schneckenhäuser
können wir im Kalktuff finden.
Fundstätten von
Travertin und Kalktuff
Pamukkale
(Türkei)
 |
Abbildung
1. Pamukkale liegt im Südwesten von
Anatolien in der Türkei. In der Umgebung finden wir
Heißwasserquellen deren Wasser ein Temperatur von 35 - 100
Grad Celsius hat. Dieses Wasser ist stark mit Kalk gesättigt.
Wenn das Quellwasser die Oberfläche erreicht, entgast das
Kohlendioxid (CO2) im Wasser und wird Kalk (Calciumcarbonat)
sedimentiert den wir als Travertin in den Terrassen von Pamukkale
zurückfinden. |
Thermopolis (Vereinigte
Staaten)
 |
Abbildung
2. Die Warmwasserquellen von Thermopolis liegen im
Hot Springs State Park im Bundesstaat Wyoming, nordöstlich vom
Wind River Indian Reservation. Jeden Tag produzieren diese Quellen mehr
als 11 millionen Liter Wasser das ungefähr 57 Grad Celsius
warm ist. Durch die Ablagerung von Kalk aus diesen Quellen ist unter
anderem eine Terrasse von Travertin an den Ufern des Big Horn Rivers
entstanden. Dieser Travertin ist weiß, gelb und braun
gefärbt. Das Quellwasser im Park ist nahezu ganz kanalisiert
und wird unter anderem für zwei Schwimmbecken benutzt. Im Park
finden wir auch 'Tepee Fountain' (rechts)
der in 1909 erbaut
ist, um Wasserdampf aus Röhren, die das Wasser durch dem Park
leiten, entweichen zu lassen. Hierbei sedimentiert Kalk wodurch sich
diese besondere Travertinstruktur gebildet hat. |
Mammoth
Hot Spings (Vereinigte Staaten)
 |
Abbildung
3. Mammoth Hot Springs liegt im Nordwesten von
Yellowstone National Park im Bundesstaat Wyoming, an der Grenze mit dem
Bundesstaat Montana. Hier finden wir ein System von
Heißwasserquellen auf einem Hügel von Travertin.
Diese Quellen danken ihre Wärme dem Vulkanismus unter
Yellowstone National Park. Ihr Wasser kommt aus dem dort gelegenen
Norris Geyser Basin. Durch Kalksteinablagerungen im Untergrund
fließt es zu den Heißwasserquellen von Mammoth. Da
hat es noch einen Temperatur von 80 Grad Celsius. |
Wasserfall von
Dreimühlen (Deutschland)
 |
Abbildung
4. Beim Wasserfall von Dreimühlen in der
Nähe von Üxheim-Ahütte in der Eifel
stürzt das Wasser des Mühlenbachs etwa vier bis sechs
Meter hinunter wo es den Ahbach speist. Das stark mit Kalk
gesättigten Wasser des Mühlenbachs kommt aus drei
Brunnen. Diese haben schon seit dem Ende des Weichsel-Glazials vor etwa
11.000 Jahren, ein Plateau von Kalktuff von etwa 300 Meter breit und
100 Meter tief gebildet. Wenn man am Anfang des 20. Jahrhunderts die
Eisenbahnlinie Dümpelfeld-Lissendorf anlegte, wurden die
Quellbäche zusammengebracht und als Mühlenbach unter
die Bahn geleitet. An der Stelle wo das kalkhaltende Wasser des
Mühlenbachs beim Wasserfall von Dreimühlen hinunter
stürzt, entstand durch den Niederschlag von Kalk aus dem
Wasser ein typischer Fels von Kalktuff. Durch die Anwesenheit von Moos
(vor allem Cratoneuron commutatum) wurde der Ablagerungsprozess
beschleunigt. Moos vergrößert nämlich die
Oberfläche woran der Kalk der niederschlägt, gebunden
werden kann. So entsteht jeden Tag 12 Kilo neuer Kalktuff. |
Lasauvage
(Großherzogtum Luxemburg) und Annevoie-Rouillon
(Belgien)
 |
Abbildung
5. Bei Lasauvage (links
und Mitte) im
Großherzogtum Luxemburg und bei Annevoie-Rouillon (rechts) im
Süden Belgiens in der Provinz Luxemburg finden wir
ausgedehnte Ablagerungen von Kalktuff. Dieser Kalktuff entstand nach
dem Ende des Weichsel-Glazials, vor etwa 11.000 Jahren. |
Travertin als Baustein
 |
Abbildung
6. Für die Römer waren Travertin
und Kalktuff beliebte Bausteine. So haben sie zum Beispiel eine ganze
Menge Travertin benutzt beim Bau des Colosseums in Rom (Italien; linksoben). In der
römischen Mauer von Tongeren (Belgien; rechtsoben und rechtsunten)
findet man eine ganze Menge Kalktuff. Aber
auch später hat man Travertin und Kalktuff noch an vielen
Stellen benutzt, zum Beispiel beim Rathaus in Weimar (Deutschland; linksunten und unten Mitte)
das mit Travertin und Sandstein gebaut
ist. |
Beispiele von Travertin - Kalktuff
 |
Abbildung
7. Beispiele von Kalktuff, auch wohl Travertin
genannt.
Die Stücke links
und Mitte in der oberen Reihe wurden im
Gartenbaubetrieb als 'Spaghettistein' verkauft. |
Text: Jan Weertz
Fotos:
Jan und Els Weertz
|
|