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Fossile und rezente Haifischzähne


Haie (Haifischen) gehören zu den Knorpelfischen (Chondrichthyes). Damit unterscheiden sie sich von den meisten anderen Fischarten die zu den echten Knochenfischen (Teleostei) gehören. Wie der Name schon sagt, besteht das Skelet der Knorpelfische nicht aus Knochen sondern aus Knorpel. Knorpel ist ein elastisches Bindegewebe. Bei den Menschen befindet es sich beispielsweise in den Ohren, der Nase und bei den Bandscheiben. Weil Knorpel verglichen mit Knochen schlecht fossilisiert, finden wir vom Skelet der Haie nur wenige fossilisierte Teile zurück. Zu den wenigen Teilen die wir manchmal als Fossil zurückfinden, gehören Wirbel. Die fossilen Zähne von Haien werden aber sehr häufig gefunden, weil sie aus hartem Dentin oder Zahnbein und Zahnschmelz aufgebaut sind. Und Haie haben sehr viele von solchen Zähnen. Sie befinden sich in mehreren Reihen hintereinander im weichen Gewebe (also nicht im Knorpel des Kiefers) des Mauls der Tiere. Diese Zähne werden regelmäßig gewechselt. Die äußeren Zähne fallen aus oder gehen beim Beutefang verloren. Die Zähne aus einer folgenden Reihe nehmen ihren Platz ein. Reihen mit Zähnen die wieder dahinter liegen, schieben jetzt einen Platz weiter nach vorne auf. Und so weiter. Auf diese Weise produziert ein Hai in seinem Leben viele Zähne. Fossile Haifischzähne können dadurch in großen Mengen in Sedimentgesteinen vorkommen. Darin können wir sie heute zurückfinden. Sie können aber auch durch Erosion aus diesen Sedimentgesteinen freikommen. Dann können wir sie - beispielsweise am Strand - als Einzelexemplare finden.

Haifischzähne
Abbildung 1. Teile eines rezenten Haifischkiefers. Die Position im Gebiß kann die Form bestimmen. Achten Sie auf den Unterschied zwischen den Zähnen bei 1 und 2 (links) und bei A und B in der Mitte. Und rechts: Teil eines Kiefers eines weißen Haies aus dem Oertijdmuseum De Groene Poort in Boxtel (Niederlande). Wir sehen hier mehrere Reihen Zähne hintereinander. Wenn der äußerste Zahn ausfällt, gibt es schon einen neuen Zahn.

Die ersten Funde von fossilen Teilen von Haien stammen aus der Devonzeit (vor 410 bis 354 Millionen Jahren). Heutzutage gibt es etwa 400 Haiarten. Auch diese Haie verlieren Zähne. Aber wie kann man einen fossilen Haifischzahn von einem rezenten Zahn eines jetzt noch lebendes Haies unterscheiden? Oft kann man das leicht sehen. Im allgemeinen sind rezente Haifischzähne weiß. Fossile Haifischzähne haben meistens die Farbe des Sedimentgesteins angenommen, in dem sie sich befunden haben. Sie sind meistens grau bis schwarz oder beige bis braun.

Haifischzähne
Abbildung 2. Präparierter Schädel eines rezenten Haifisches. Bitte beachten Sie die Reihen Zähne hintereinander. 

Haifischzähne gibt es in allerhand Formen und Größen. Auch bei fossilen Exemplaren ist das so. Es gibt so eine Formenvielfalt weil nicht alle Haiarte dasselbe Fütter fressen. Anderes Fütter kann andere Zähne bedeuten. Wir könnten sagen, daß die Zähne auf dem Fütter abgestimmt sind. Aber daneben gibt es auch noch pro Haiart verschiedene Sorten Zähne. So kann die Position im Gebiß auch die Form bestimmen. Aber das soll uns nicht befremden, denn auch bei uns Menschen hängt die Form des Zahns von seiner Position im Gebiß ab. Neben der Position im Gebiß können noch andere Faktore innerhalb einer Art die Position der Zähne bestimmen. So gibt es verschiedene Zähne bei männlichen und weiblichen Haien einer Art. Weiter kann auch das Alter eine Rolle spielen. Es gibt Haifischzähne in verschiedenen Größen. Das gilt auch für fossile Exemplare. Man kann Zähne finden, die nur einige Millimeter groß sind, aber es gibt auch sehr große. Die größten fossilen Haifischzähne stammen von einem Hai, der Megaselachus megalodon heißt. Über den wissenschaftlichen Namen dieses Hais wird noch immer diskutiert. Dadurch wird er in der Literatur auch wohl Carcharodon megalodon oder Otodus megalodon genannt. Man nimmt an, daß der Hai ungefähr 15 Meter lang sei. Seine Zähne hätten eine Größe von sogar 17 cm. Megalodon erschien vor etwa 18 Millionen Jahren. Der Moment des Aussterbens kann nicht eindeutig bestimmt werden. Angenommen wird wohl, daß das Aussterben vor anderthalb Millionen Jahren stattfand. Laut anderer Quellen passierte das möglicherweise erst vor 50.000 Jahren oder rezenter.

Haifischzähnen
Abbildung 3. Links: Zahn von Megaselachus megalodon. Oben rechts: Rezente Haifischzähne sind im allgemeinen weiß. Unten rechts: Fossile Haifischzähne aus Marokko. Die Nadel ist drei Zentimeter lang.

Die meisten Funde von fossilen Haifischzähnen in der Niederlanden stammen aus dem Tertiär (vor 65 bis 2,6 Millionen Jahren). Das Tertiär besteht aus den Serien Paläozän, Eozän, Oligozän, Miozän und Pliozän. Heute wird das Tertiär wohl in Paläogen (Paläozän, Eozän und Oligozän) und Neogen (Miozän und Pliozän) geteilt. Vor allem aus dem Neogen gibt es viele Funde. Die Strände vom niederländischen Gebiet Zeeuws Vlaanderen in der Provinz Zeeland ('Seeländisch Flandern') sind wegen der vielen Funden von fossilen Haifischzähnen bekannt. Der Streifen mit Stränden fängt eigentlich schon bei Knokke in Belgien an und geht dann weiter bis Cadzand und Nieuwvliet-Bad in den Niederlanden. Auch von 'De Kaloot' in der Nähe von Borssele (Zuid-Beveland, auch Provinz Zeeland) stammen fossile Haifischzähne.Weiter landeinwärts kennen wir Orte, wo große Mengen Haifischzähne aus dem Neogen gefunden sind. Dabei denken wir an die vielen Funde bei den Baggerarbeiten bei der Kalksandsteinfabrik Hoogdonk bei Liessel in der Provinz Nordbrabant. Unfern von Liessel liegt Langenboom (Gemeinde Mill, Provinz Nordbrabant) wo man beim Ausbaggern auch viele Haifischzähne gefunden hat. Sowohl die Fundorte in Zeeland als in Nordbrabant lieferten Zähne von Megaselachus megalodon. 

Haifischzähne
Abbildung 4. Links: Fossile Haifischzähne von den Stränden in Zeeuws Vlaanderen. Rechts: Fossile Haifischzähne aus tertiären Sedimentgesteinen bei Antwerpen. Die Nadel ist drei Zentimeter lang.

Auf Fossilienbörsen kann man heutzutage regelmäßig Zähne aus der Kreidezeit (vor 144 bis 65 Millionen Jahren) kaufen. Diese beigefarbigen bis hellbraunen Haifischzähne stammen z.B. aus Khouribga in Marokko, wo sie bei der Phosphatgewinnung ausgegraben werden. Die Abbildungen 3 und 7 zeigen einiges davon.

fossile Haifischzähne fossile Haizähnen
Abbildung 5. Um eine Idee der Diversität von fossilen Haifischzähnen zu bekommen: A  Hexanchus gigas (Miozän) - B Isurus desori (Pliozän) - C Negaprion sp. (Miozän) -
D
Synodontaspis acutissima (Miozän) - E Cosmopolitodus hastalis (Pliozän) - F Lamna obliqua (Eozän) -  G (Eozän) - H Carcharodon auriculatus (Eozän, das linke Teil dieses Zahns fehlt). Diese Haifischzähne (Außer C der eigentlich nicht zu diesem Thema gehört weil er aus Florida, USA kommt) stammen aus den belgischen Provinzen Antwerpen und Ostflandern. Die Nadel ist drei Zentimeter lang.
Abbildung 6. J Striatolamia macrota (Eozän) - K Brachycarcharias lerichei (Eozän) - L  Carcharias vorax (Miozän/Pliozän) - M Odontaspis reticulata (Miozän) - N Hypotodus verticalis (Eozän) - O Anotodus retroflexus (Miozän)
Diese Haifischzähne stammen aus den belgischen Provinzen Antwerpen und Ostflandern. Die Nadel ist drei Zentimeter lang.

Haifischzähne
Abbildung 7. Fossile Haifischzähne aus Khouribga in Marokko. Man findet sie manchmal in schönen Schaukasten.

Für denjenigen, der mehr über niederländische Haifischzähne aus dem Tertiär wissen möchte, ist vielleicht die folgende Literatur (nur in niederländischer Sprache) interessant. Für diesen Artikel haben wir diese Literatur auch teilweise benutzt. 

Gids voor strandfossielen van Cadzand en Nieuwvliet-Bad (Endredaktion Ton Lindemann) ist eine Ausgabe der Nederlandse Geologische Vereniging - Afdeling Amsterdam (erster Druck 1998). Enthält viele Hintergrundinformationen und viele Fotos von verschiedenen Sorten Haifischzähnen aus dem Tertiär (156 Seiten). 

Brabant tussen walvissen en mastodonten (Fossielen van Liessel) aus dem Jahre 2009 von Noud Peters informiert ausführlich über die Funde bei der Kalksandsteinfabrik Hoogdonk. Auch Haifischzähne dieses Ortes werden besprochen. Das Buch ist eine Ausgabe des Nationaal Beiaard- en Natuurmuseum Asten / Oertijdmuseum De Groene Poort (110 Seiten). 

Van reuzenhaai tot Chalicotherium (fossielen uit Mill-Langenboom) aus dem Jahre 2013 von Noud Peters informiert ausführlich über die Funde bei Langenboom, mit. Den Haifischzähnen dieses Ortes wird viel Aufmerksamkeit geschenkt. Das Buch ist eine Ausgabe des Oertijdmuseum De Groene Poort (158 Seiten). 

• In Afzettingen (Magazin der Werkgroep voor Tertiaire en Kwartaire Geologie), Jahrgang 34, Dezember 2013) gibt es einen ausführlichen Artikel (20 Seiten) von Taco Bor mit dem Titel Terminologie en determinatie van haaien- en roggentanden.

Text und Fotos: Jan Weertz 

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